Kordilleren

Reiseberichte aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

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Wasser aus der Tiefe ist von grünlicher Farbe, während weiter westlich die Wasser des Humboldtstromes tiefblau dahinfluten. In dem kühlen Wasser gibt es Unmengen von Fischen, die zahllose Seevögel anlocken, die an der Küste und auf den Inseln nisten und brüten. "Und Humboldt? Warum hat wohl die Meeresströmung diesen Namen?" fragte mich Fernandez. Das habe ich nicht gewußt. Jupp, weißt Du es? - Alexander von Humboldt war ein berühmter deutscher Naturforscher, der Anfang des vorigen Jahrhunderts in Südamerika gereist ist und auch die Meeresströmung beobachtet und beschrieben hat.

Am Fuße der Kordilleren entlang

Ehe wir in wenigen Stunden in Valdivia an Land gehen, will ich noch meinen Brief zu Ende schreiben. Auf der langen Seefahrt von Feuerland bis hier herauf habe ich erst so richtig gesehen, was für ein gewaltiges Kettengebirge die Anden sind. Wie eine riesige Mauer ragen sie aus der Tiefebene an der Küste auf und steigen, je weiter wir nach Norden kommen, immer höher an. Schneebedeckte Dreitausender und noch höhere Berge sind darunter. Allmählich nimmt auch der Wald wieder zu, aber noch ist es ein kalter, feuchter Nebelwald. Sturmvögel, die Albatrosse, kreuzen unseren Weg, Möwen begleiten unser Schiff. Am Strand der vielen Inseln sind mit dem Fernglas Pinguine und Seelöwen zu erkennen. Die südlichste Küstenlandschaft Chiles erinnert an die norwegischen Fjorde, meint Käptn Hoorn, der schon in jedem Winkel der Welt gewesen ist. Eben fragte mich Käptn Hoorn, wie tief ich das Meer hier wohl schätzte. Ich habe ein paar hundert Meter geraten.

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Aber Käptn Hoorn schüttelt geringschätzig den Kopf: "Nein, nein - so hoch wie die Berge in der Ferne sind, so tief ist es auch." Ganz rasch sinkt der Meeresboden von der Küste bis auf 4000 und 6000 m Tiefe ab. "Die Erdrinde ist hier ordentlich verbogen", meint Fernandez. "Kein Wunder, daß es öfter Erdbeben und noch viele tätige Vulkane gibt!" - Da kommt der Hafen von Valdivia in Sicht! Tjüs, bester Jupp, ich gebe den Brief, wenn wir an Land gehen, gleich zur Post.

"Im letzten Winkel der Welt"

Ich muß nun wieder anfangen, so eine Art Tagebuchbrief zu schreiben. Wann er zur Post gelangt, weiß ich noch nicht. Wir sind ziemlich weit von einer Poststation entfernt. "El ultimo rincon del mundo" - den letzten Winkel der Welt nannten die Spanier einst das südliche Chile. Von Valdivia aus haben wir nach Santiago telegrafiert, ob Onkel Tom und Paulo schon eingetroffen sind. Sie sind noch nicht da. "Dann machen wir eine Bergtour in die chilenische Schweiz", schlug Fernandez vor, "ein so passendes Klima für Dich Mitteleuropäer, lieber Conny,

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Die Amerikanischen Kordilleren sind ein Gebirgszug, der sich im Westen von Nord- und Südamerikas erstreckt. Mit einer Länge von 15.000 Kilometer (Breite 2.500 Kilometer) stellen sie das längste Faltengebirge der Welt dar. Die Kordilleren reichen von Alaska bis Feuerland. Viele der hohen Gipfel sind Vulkane, und einige ganze Ketten sind stark von Vulkanismus geprägt.